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10 Tipps, um den Schmerz der Einsamkeit zu lindern

Dieser Beitrag wurde ursprünglich von Toni Bernhard auf ihrem Blog bei Psychology Today veröffentlicht. Ich habe ihn mit freundlicher Genehmigung der Autorin aus dem Englischen übersetzt. Link zum Originaltext: 10 Things to Try When You’re Feeling Lonely

Lies dazu auch meinen Artikel Innere Kraftquelle: Allein sein – dort beschreibe ich sowohl die schweren, als auch die angenehmen Seiten meines Alleinseins – und was ich mache, wenn ich mich einsam fühle.

10 Dinge, die du ausprobieren kannst, wenn du dich einsam fühlst

Hier sind 10 Möglichkeiten, um den Schmerz der Einsamkeit zu lindern.

Auch wenn sich meine Texte meist auf chronische Erkrankungen konzentrieren: Schmerzhafte Einsamkeit kann jede*r fühlen. Ich hoffe, dass die Tipps in diesem Artikel für alle hilfreich sein werden:

1) Verurteile dich nicht dafür, egal auf welche Art und Weise.

Vertrau mir, das wird nur dazu führen, dass du dich schlechter fühlst. Dich dafür zu verurteilen wie du dich fühlst, ist niemals hilfreich, produktiv oder freundlich. Mehrere Ursachen und Umstände sind in deinem Leben zusammengetroffen, um dieses schmerzhafte Gefühl hervorzurufen. Es ist nicht deine Schuld.

2) Suche Linderung durch einen nichtmenschlichen „Freund“.

Dafür gibt es viele Möglichkeiten – ein Haustier, wohltuendes Essen, ein Lieblingsbuch, eine Naturdokumentation im Fernsehen oder einfach eine Weile draußen zu sitzen. Wir können in vielen Dingen, die den Schmerz der Einsamkeit erleichtern, Trost finden. Probiere es aus und schau, was dir hilft, dich besser zu fühlen.

3. Nehme Kontakt zu einem menschlichen Freund auf, wenn es geht.

Überlege dir jemanden, der immer unterstützend ist, oder der dich einfach zum lachen bringt, und rufe diese Person an oder schicke eine E-Mail. Möglicherweise zögerst du zunächst das zu tun, denn es kann schwer sein, mit jemandem Kontakt aufzunehmen wenn du dich einsam fühlst. Meiner Erfahrung nach ist es das aber wert, mir selbst den kleinen Schubs zu geben, den ich brauche, um jemanden zu kontaktieren auf den ich mich verlassen kann.

4. Mache etwas Kreatives, egal wie einfach es ist.

Es braucht nichts Weltbewegendes zu sein. Versuche ein Ausmalbuch oder ein Puzzle, mache eine Collage oder experimentiere mit Handarbeiten. Oder überlege dir etwas ganz anderes, etwas Ausgefallenes, das Spaß macht und dir gut tut.

5. Unterstütze jemandem, der Hilfe gebrauchen kann.

Anderen zu helfen lindert das Gefühl von Einsamkeit, weil wir uns dann weniger nur auf uns selbst fokussieren. Es könnte ein älterer Nachbar sein oder jemand auf einer Social Media Seite, dem oder der ein unterstützender Kommentar gut tun würde.

6. Denke an andere Menschen, die sich einsam fühlen, und sende ihnen freundliche und mitfühlende Gedanken.

Anderen, die einsam sind, Gutes zu wünschen erzeugt eine besondere Verbindung zwischen euch. Nicht nur das: Wenn dir klar wird, dass du mit deiner Einsamkeit nicht alleine bist, wirst du dich weniger einsam fühlen. Zumindest funktioniert diese kleine Übung so für mich.

7. Stelle dir einen Ort vor, an dem du gerade gerne wärst – ein lustiges Treffen, die Meeresküste, ein Sportereignis – und schau, ob du, nur für einen Moment, dich für Andere, die dort sind, freuen kannst.

Sich für andere zu freuen, auch wenn sie gerade etwas tun das du dir wünschst tun zu können, kann dir das Gefühl geben als ob du mit dabei wärst und kann den Schmerz der Einsamkeit lindern. Auch wenn du dich nur kurze Zeit für die Anderen freuen kann, ist es tröstend und heilsam – und erstaunlicherweise kann dich das glücklich machen!

8. Behandle die Einsamkeit wie einen alten Freund, der für einen Besuch vorbei schaut (obwohl du ihn nicht eingeladen hast)

Auf diese Weise lehnst du deine Gefühle nicht ab: Sie abzulehnen führt nur dazu, dass du dich schlechter fühlst. Der Zen-Lehrer Thich Nhat Hanh sagt, wir sollten uns um unsere Wut und andere schmerzhafte Gefühle kümmern. Uns mit unseren Gefühlen anzufreunden bedeutet aktives Mitgefühl zu üben. Also kümmere dich um deine Einsamkeit, als wäre sie ein alter Freund. Manchmal sage ich „Hallo, Einsamkeit, du kommst mich also wieder für eine Weile besuchen“. Wenn du schmerzhafte Gefühle mitfühlend in dein Herz aufnimmst, werden sie entschärft und es nimmt ihnen ihren Stachel. Dies lindert deinen Schmerz.

9. Erinnere dich daran, dass das Leben nicht immer Spaß macht, und dass morgen ein neuer Tag ist.

Niemand bekommt immer, was er oder sie will. Stellen wir uns der Tatsache, dass das Leben nicht immer Spaß macht. Dies trifft auf jeden zu. Letztlich bedeutet das: Einsamkeit ist einfach eine jener unangenehmen Momente im Leben. Das ist alles, was es ist. In den Worten von Rainer Maria Rilke: „Kein Gefühl ist endgültig.“* Wenn du Geduld mit deiner Einsamkeit haben kannst, ist es wahrscheinlich, dass sie bis morgen ein wenig nachgelassen hat. Dann, am darauf folgenden Tag, wahrscheinlich noch ein wenig mehr. Alle Gefühle sind unbeständig. Sie kommen und gehen, kommen und gehen.

10. Sing.

Es ist fast unmöglich, dich einsam zu fühlen wenn du singst, Ich habe es ausprobiert, und es funktioniert. Singe allein, oder lass dich von deinem Lieblingssänger oder deiner Lieblingssängerin begleiten und singt gemeinsam.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Einsamkeit schwer zu ertragen sein kann. Ich hoffe, dieser Beitrag hat dir ein paar hilfreiche Ideen vermittelt, die du ausprobieren kannst.

© 2016 Toni Bernhard.

*Anmerkung der Übersetzerin: Die deutsche Orginalfassung lautet „Kein Gefühl ist das fernste“. Die im Originalbeitrag verwendete englische Übersetzung „No feeling is final“ erscheint mir im Kontext sinnvoller, so verwende ich hier die wörtliche Rückübersetzung „Kein Gefühl ist endgültig“.

Toni Bernhard ist die Autorin von drei preisgekrönten Büchern: How to Be Sick: A Buddhist-Inspired Guide for the Chronically Ill and Their Caregivers (jetzt in einer überarbeiteten und aktualisierten Version erhältlich), How to Wake Up: A Buddhist-Inspired Guide to Navigating Joy and Sorrow, und How to Live Well with Chronic Pain and Illness: A Mindful Guide. Bevor sie krank wurde, war sie Jura-Professorin und Studiendekanin an der University of California in Davis. Ihr beliebter Blog  “Turning Straw Into Gold” wird von Psychology Today online veröffentlicht. Besuche ihre Website unter www.tonibernhard.com.

3 Comments

  • Dietrich Bachmann

    Ich mag die Idee, Linderung durch einen nichtmenschlichen Freund zu suchen. Meine Schwester tut sich schwer manchmal mit Einsamkeit und Depression. Ich will ihr helfen, eine Behandlung gegen Depressionen zu finden.

    • Elisa

      Hallo Dietrich 🙂 ja, es kann sehr gut sein ein Tier bei sich zu haben. Das ist zwar kein gleichwertiger Ersatz, aber auf andere Weise kann ein Tier einem viel geben. Manchmal ist auch schon ein kleines Tier wie ein Vogel oder ein Hamster gut, je nach Wohnsituation und was man gerne um sich hat. Mag deine Schwester denn Tiere gern? Es ist schön, dass du sie unterstützen möchtest. Depression ist ja auch solch ein unsichtbares Leiden, das viele nicht gut verstehen können. Vielleicht wäre neben einer guten therapeutischen Begleitung eine Selbsthilfegruppe etwas für sie? Liebe Grüße an dich und deine Schwester, Elisa

  • Arno

    Zu 1. Ich verurteile mich nicht, wenn es mir schlecht geht. Ob man dafür zum Teil auch selbstverantwortlich wäre oder nicht hat für mich keine Bedeutung. Es ist wie es ist und zu akzeptieren.
    Zu 2. Klar gibt es Dinge, die hilfreich sind, wobei die Grundproblematik bleibt immer bestehen. Ich sehe es definitiv als Ablenkung und nicht als Zeit, wo ich mich besser fühle. Es verändert sich nur der Fokus für einige Momente.
    Zu 3. Es ist hilfreich andere Menschen zu haben und soziale Kontakte, aber was macht man wenn man keine hat? Aus welchen Gründen auch immer z.B. einer Sozialphobie bzw. in einigen Fällen gibt es einfach niemanden mehr, weil die nahestehenden Menschen einfach nicht mehr da sind bzw. in ihren eigenen Leben sich engagiert sind. Die meisten sind selbst in sozialen Netzwerken wie Familien oder Beziehungen bzw. wollen keine problembeladenen Menschen treffen, so meine Erfahrung.
    Zu. 4. Nun, hier sehe ich einen positiven Ansatz, etwas zu finden, was ein wenig Freude macht bzw. eventuell auch woran man an sich arbeiten kann.
    Zu 5. Ich unterstütze viele Menschen, deutlich mehr als mich unterstützen. Keine Ahnung, wenn man ein empathischer Mensch ist zieht man andere Menschen an, vor allem Menschen, denen es selbst nicht gut geht, was aber zur Belastung werden kann. Meine eigene Devise ist mittlerweile Selbstschutz, ich „belästige“ andere nicht mehr mit meinen Probleme, möchte aber auch von anderen mit ihren für mich „Wohlstandsproblemen“ in Ruhe gelassen werden, weil ich auch nicht der Müllkübel für andere sein will. Ausnahme Menschen, die mir sehr nahe stehen.
    Zu 6. Ich denke sehr oft an Menschen, die einsam sind und alleine und habe großes Mitgefühl. Diese Menschen gehören für mich auch zu denjenigen die ich versuche trotz weniger Kraft zu unterstützen und zuzuhören.
    Zu 7. Ich freue mich sehr für andere Menschen, wenn sie glücklich sind, das ist auch oft bei meinen Idolen so im Sport, wenn die Erfolg haben, andererseits denke ich mir dann aber auch, was verändert sich dadurch in meinem Leben, ob die Erfolg haben oder nicht? Auf das reale Leben bezogen freue ich mich sehr, wenn jemand glücklich ist, das ist wirkliche und ehrliche Freude – ich würde es als Mitfreude bezeichnen. Das Wort Missgunst kenne ich in meinem Sprachgebrauch nicht.
    Zu 8. Da kann ich nur sagen Thich Nhat Hanh ist einer meiner Vorbilder und Lehrer. Der Umgang mit Einsamkeit und Leid bleibt aber nicht einfach. Einsamkeit macht krank. Es erinnert mich an ein Boreout – welches rein wissenschaftlich gleichbedeutend ist mit einem Burnout, was die gesundheitlichen Schädigungen anlangt und man verblödet durch die Einsamkeit langsam. Daher sind ja auch sämtliche Demenz und Alzheimer Gegenstrategien auf Beschäftigung, soziale Kontakte und Bewegung ausgerichtet.
    Zu 9. Ja, kein Gefühl ist immer gleich, aber wenn man sehr gequält von seelischem bzw. körperlichem Leiden ist fühlt sich ein Tag wie der andere an, man kämpft permanent um das Überleben. Man kann nichts planen. Ich habe seit ich denken kann chronischen Schmerzen und Angst. Das Wesen der Angst zu erkennen und effiziente Gegenstrategien zu finden ist sehr schwer.
    Zu 10. Singen kann ich leider gar nicht, aber Musik ist für mich sehr essentiell in meinem Leben, sie beeinflusst meine Stimmungen zumindest.

    Sorry, kein sehr positiver aber halt authentischer Beitrag wie ich mein eigenes Leben sehe, es geht von einem Überlebensmodus wieder in einen Lebensmodus zu kommen.

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