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Willkommen, Lebenstrotz!

Ein neuer Blog am Bloghimmel. Noch ein Blog über das Leben mit chronischer Erkrankung? Mit mehr oder weniger hilfreichen Gedanken und Tipps dazu? Gibt es nicht mehr als genug Seiten, die Informationen liefern um gesünder, schöner, glücklicher zu werden? Das habe ich mich nach der ersten Euphorie über die Blog-Idee erstmal eine ganze Weile gefragt.

Der Name war nach einigem Stöbern auf kunstworte schnell gefunden (Die Seite ist übrigens eine gute Empfehlung für alle, die Freude an Wortneuschöpfungen und in Vergessenheit geratenen alten Wörtern haben).

Das alte Wort „Trutz“ für Widerstand leisten, im Sinne von „Trutzburg“ brachte mich auf „Lebenstrotz“. Passend sowohl für die Eigenschaft, sich im Leben nicht unterkriegen zu lassen, und als Eigenname für mich und den Blog. Lebenstrotz als innere, sichere Trutzburg gegen die Widrigkeiten des Lebens, das gefiel mir.

Dann kam die große Leere.

Anstatt meinen ersten Text zu schreiben, bastelte ich stundenlang an den Einstellungen von WordPress und färbte das Logo immer wieder um, ohne einen Schritt weiter zu kommen.

Nebenbei besuchte ich andere Seiten die ähnliche Themen behandeln.

Manche kannte ich bereits, da ich selbst immer wieder nach Inspiration suche, um meine Gesundheit zu unterstützen oder besser mit der Situation zurecht zu kommen.

Diesmal kam nicht nur als Ratsuchende, sondern auch als potentielle Blog-Kollegin.

Es gibt einerseits Blogs, die vor allem von täglichen Beschwerden und Erschwernissen erzählen. Auch Informationen und detaillierte Erfahrungen mit einzelnen Erkrankungen gibt es einige.

So wichtig und gut es auch ist, mich darin wiederzufinden, mich weniger allein zu fühlen und mich über meine Erkrankungen zu informieren, lese ich dennoch nicht zu viel in solchen Beiträgen. Es ist für mich an den meisten Tagen genug, mit meinen eigenen Symptomen konfrontiert zu sein und nicht immer darüber nachzudenken.

Dann gibt es Blogs, die viel davon berichten, wie sich Menschen mit chronischen Erkrankungen und Einschränkungen dennoch ihre Träume erfüllen können. Wie sie reisen oder ihren Beruf ausüben. Das finde ich sehr wertvoll und denke es ist ganz wichtig, immer Wege zu suchen, das zu tun was uns wichtig ist.

Jede*r von uns ist aber in unterschiedlichem Maße eingeschränkt – was für mich mit einiger Anstrengung möglich ist, ist vielleicht für dich undenkbar.

Auf der anderen Seite stehen Berichte und Erfahrungen von Menschen, die wieder weitestgehend gesund geworden sind und ein „normales“ Leben führen. Inklusive einer durch die Zeilen transportierten Hoffnung, dass jede*r durch bestimmte Maßnahmen gesund werden könne.

Auch ich wünsche mir nichts mehr als das und ich liebe es meist, solche Berichte zu lesen. Ich habe selbst ganz viel Zuversicht wieder gesünder zu werden. Und ich mache alles Mögliche, um meinen Körper auf diesem Weg zu unterstützen.

Aber was ist während dieser Zeit genau jetzt, wenn es erstmal oder auch gar nicht besser gehen mag mit der Gesundheit?

Jetzt muss ich mit dem Leben, was ist.

Dieser Augenblick, diese Situation mit Einschränkungen, Zweifel, Ängsten und Hoffnungen ist ungleich beschwerlicher, aber nicht weniger wert als die Zeit, in der wir gesünder sind und das Leben einfacher ist.

Es ist genau jetzt, wo wir neben Hoffnungen in die Zukunft auch ganz viel Akzeptanz, Mitgefühl und Wertschätzung für die schwierige Situation gebrauchen können.

Wir haben uns nicht ausgesucht, diesen schwierigen Weg zu gehen. Ständig Schmerzen zu haben oder andere Beschwerden ist nicht gut oder schön.

Dennoch, es ist Teil des Lebens, unseres Lebens. Es ist nicht richtig oder falsch. Es ist einfach wie es ist. Wir haben einen Körper, wir sind lebendig, das ist etwas ganz wunderbares. Es bedeutet aber auch, dass wir krank werden können. Jedem Tier, jeder Pflanze kann dies widerfahren.

Jeder einzelne Tag, ob leidvoll oder fröhlich, ist ein wichtiges Steinchen in unserem einzigartigen Lebensmosaik.

Lebenstrotz bedeutet hier nicht, zu zeigen, was du alles erreichen und tun kann trotz chronischer Erkrankung. Es heißt auch nicht, jeglicher Erkrankung zu trotzen.

Es bedeutet für mich, das Leben, egal wie schwierig es gerade ist, trotzdem wertzuschätzen. Zu mir zu stehen und gut für mich zu sorgen. Mutig meinen inneren Kern und meine Liebe zum Leben zu beschützen und zu bewahren.

Und manchmal bedeutet es einfach nur, trotz allem einen weiteren Tag zu überstehen.

Das alles ist Leben.

Und darüber möchte ich hier schreiben.

Willkommen auf meinem Blog!

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